1901 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 34 —
frankreich hat sich eine andere Scene des Kampfes gegen die Unter-
drücker und Bedränger abgespielt, das ist die Stelle, wo Kaiser
Napoleon Iii. dem mutigen Vercingetorix, dem Gegner Eäsars, die
Kolossalstatue setzen ließ mit den Worten: „Das geeinigte, eine
einzige Nation bildende, von demselben Geiste beseelte Gallien kann
die ganze Welt Heraussordern. Vercingetorix an die versammelten
Gallier". In der Mitte liegt das vulkanische Centralplateau. Hier
sinden sich die berühmten Thermen von Vichy, hier die wunderbaren
basaltischen Gebilde, wie der Riesendamm von Vals, der an den
irländischen Giantscauseway erinnert, hier ist endlich das merkwürdige
Land der Auvergne, das man Wohl als die „Akropolis von Frank-
reich" bezeichnet und das sich in dem scheußlichen und armen Limousin,
wo der Schnee 8 Monate liegen soll, zur westlichen Ebene hinab-
zieht. Schon das alte Gebirge des Landes hat Höhen von über
1700 m, und aus dieses sind nun die Vulkanberge ausgesetzt, so daß
der Puy de Sancy, ein Gipfel des Mont Dore, mit 1886 111 als
höchster Punkt des inneren Frankreichs zwischen Alpen und Pyrenäen
erscheint. In der Nähe ist der Puy de Dome, ebenfalls ein er-
loschener Vulkanberg, an dem Pascal 1648 zum ersten Male das Baro-
meter zur Höhenmessung in Anwendung brachte. Pascal ist übrigens
einer der wenigen berühmteren Anvergnaten, und er ist in der sran-
zösischen Litteratur mehr durch die Schärfe seines Geistes, als durch
den Schwung der Phantasie und das Feuer der Begeisterung aus-
gezeichnet, und das ist für sein Heimatland recht charakteristisch; die
Gegend macht einen ungemütlichen Eindruck. Selbst die Städte,
wie Clermont, haben etwas Düsteres, da die Häuser hoch und schwarz
aus Lava aufgebaut sind. Auf den Bergkuppen hingen die Schlösser
des Adels, und die ganze Auvergne steckte voll von Raubrittern,
denen erst Ludwig Xiv. 1665 das Handwerk legte. Die Bauern
sind häßliche Menschen und ziehen vielfach in die Ebenen hinab, um
bei der Ernte behülflich zu sein, oder in die großen Städte als Kessel-
macher. Merkwürdig ist, daß in dem Lande sich noch mannigfach
das lateinische Sprachidiom erhalten hat, wie denn der Bauer seinen
Pslugstier mit sta dos anredet. Das Land ist abgeholzt, sast nur
mit dichtem Heidekraut bedeckt und eignet sich also nur zur Viehzucht,
die die Bewohner nicht zu ernähren vermag. — Man hat mit Recht
darauf hingewiesen, daß die ganze Bergfestung, wie man die Auvergne
schlechthin nennen kann, von Westen her schwerer zugänglich erscheint,
und daß demnach weder die Engländer noch die Goten und die Grafen
von Toulouse ihre Herrschast über diese „Akropolis" ausgebreitet
haben. Vielmehr öffnet sich die ganze Berglandschaft nach Norden,
durch die Thäler des Allier und der Loire hin, und so zeigt sich auch
hier die überraschend glückliche Thatsache, daß alle die französischen
Landschaften sich um eine zur Eentralstelle gleichsam prädestinierte
1900 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Pahde, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 39
hüllenden Außen-Streifen der Westalpen bilden niedrigere Gebirgszüge von Kalkgestein, die die Provence [protoangf]1 erfüllen und sich über die mittlere Jstzre (s. o. S. 21) hinweg durch Savoyen [fcnmojen] und schmaler durch die Schweiz 2 hinziehen bis an den nord-
Jso&m,:
Mm
West-Alpen
Sfg- 2.
wärts dem Bodensee zueilenden Rheinlaus; sie senken sich in Frankreich nach der unteren Rhone zu und erreichen diesen Fluß dort, wo er dem Genfer See entströmt ist.
Auf der linken Seite gehen der Rhone zwei bedeutende Neben-
1 den Römern Provincia, nämlich die erste Provinz Galliens jenseit der Alpen, die sie sich untermorsen hatten.
2 Zu beiden Seiten des Vierwaldstätter Sees (s. U. 110).
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
12
Die Ligurier und alle cisalpinischen Gal-
lier mussten sich 173 unterwerfen.
Illyrien wurde 168 in drei von Rom abhän-
gige Republiken zerlegt, und Epirus 167 unter-
worfen.
146 wurden Griechenland durch Mummius
und Carthago durch Scipio Aemilianus (Africa-
nus minor) erobert und jenes unter dem Namen
Achaia, dieses unter dem Namen Africa römische
Provinz.
Die spanischen Völker setzten den Römern
den hartnäckigsten Widerstand entgegen. Nach
der Zerstörung von Numantia 133 durch Scipio
Africanus minor wurden sie unterworfen und auch
die mittleren Landschaften Spaniens römisch.
Pergamum fiel 133 an die Römer durch
das Vermächtniss des Königs Attalus Iii., wurde
aber erst 130 durch Besiegung des Aristonicus,
der es ihnen streitig machte, [eine röm. Provinz
(Asia propria). Dadurch erlangte Rom den ersten
Besitz in Asien.
128 wurden die balearischen Inseln durch
Caecilius Metellus (Balearicus) unterworfen und
zu gleicher Zeit Eroberungen im sildl. Gallien ge-
macht, aus denen 121 die Provinz Gallia Nar-
bonensis hervorging.
Nicomedes Iii. hatte Bithynien den Römern
vermacht 75. Mithridates der Gr. von Pontus be-
setzte es aber und veranlasste dadurch den dritten
pontischen Krieg 74—66, in welchem er durch
Pompejus besiegt wurde. Dieser liess dem Sohne
desselben, Pharnaces, nur das Bosporanische Reich,
schlug den grössten Theil von Pontus zu Bithy-
nien, nahm dem Tigranes von Armenien, dem
Verbündeten des Mithridates, Syrien (d. h. den
Rest des einst so grossen syr. Reichs) und machte
es zur röm. Provinz. Eben so zwang er die Juden
zur Zinspflichtigkeit und unterwarf 74 Cilicien.
Creta wurde 67, Cypern 57 erobert.
In Gallien kämpfte 58 — 51 C. Jul. Caesar
siegreich. Er unterwarf Belgien 57 und Lugdu-
nensis nebst Aquitania 56; dem Pharnaces nahm
er 47 das Königreich Bosporus und machte 46
nach Besiegung der pompejanischen Partei in
Africa Numidien zur röm. Provinz.
Aegypten, schon lange Zeit von Rom ganz
abhängig, ^urde 30 durch Octavianus Augustus
römisch.
Unter Augustus wurde die Eroberung Spa-
niens mit der Unterwerfung der Cantabrer und
Asturer 19 vollendet, Moesia 30, Pannonia 35,
Rhaetia, Vindelicia und Noricum 15 unterworfen.
Die Eroberung Germaniens missglückte.
Untertiberius wurdencappadocien 18, unter
Claudius Mauretanien 43, Judäa 44, Thra-
cien 47 röm. Provinzen; 43 begann die Eroberung
Britanniens und wurde unter Domitian bis an
das heutige Schottland ausgedehnt (Hadrian liess
121, Antomnus Pius 144 einen Erdwall gegen die
Picten und Scoten aufwerfen; ersterer wurde 203
durch Septimius Severus in eine steinerne Mauer
verwan delt).
Trajan unterwarf 106 Dacien, kämpfte glück-
lich gegen die Parther und machte Armenien,
Mesopotamien, Assyrien unterwürfig; unter
ihm hatte das röm. Reich seinen grössten Umfang.
— Die Eroberungen jenseits des Euphrat, so wie
nordwärts der Donau wurden jedoch bald auf-
gegeben.
\ord:if i'iua.
1. Mauretania. — Völker: Massaesyli, Gae-
tuli. — a) M. Tingitana mit Tingis (Tandscher),
Septa, b) M. Cäsariensis mit Jol, später Caesa-
rea (Algier), Siga, Igilgilis.
2. Numidia. — Völker- Massyli, Gaetuli.
Städte: Hippo Regius. Zama. Cirta. Tabraca.
3. Africa propria. — a) Zeugitana mit Car-
thago, Tunes (Tunis), Utica. — b) Byzacena mit
Adrumetum, Byzacia, Thapsus, Leptis minor.
4. Regio Syrtica (später Tripolis genannt)
mit Leptis magna (Lebida), Oea (Tripolis), Tacape
(Kabes).
5. Cyrenaica oder Pentapolis mit Cyrene
(Grenna), Berenice (Bengasi), Ptolemais (früher
Barce), Teuchira oder Arsinoe (Tochira).
6. Marmarica mit Paraetonium.
J\s' 25.
Klein-Asien.
Flüsse: Iris (Kasaimac) mit dem Lycus. Halys
(Kisilirmac). Parthenius (Partine). Sangarius (Sa-
karja). Granicus. Hermus (Sarabat) mit dem Pac-
tolus, Cayster. Maeander (Minder). Eurymedon.
Calycadnus. Cydnus (Karasu). Sarus (Seyban).
1. Mysia. — Städte: Abydus. Lampsacus
(Lapsak). Priapus. Alexandria Troas. Pergamum
(Pergamo). Antandrus. — In Aeolis: Cyme. La-
rissa (Dschesar).
2. Lydia.— Städte: Sardes (Sart). Magnesia
(Manissa). — In Ionia: Ephesus. Colophon. Teos.
Clazomenae. Smyrna (Ismir). Phocaea (Fokia).
3. Caria. — Städte: Magnesia und Antiochia
am Maeander. Mylassa (Myllesch). Stratonicea.
Marciauopolis.— In Doris: Cnidus. Halicarnassus
(Budrun). — Ionische Städte: Miletus. Priene.
4. Lycia. — Städte: Telmessus (Makri).
Xanthus (Essenide). Corydallus.
5. Pamphilia. — Städte: Side. Seleucia.
Aspendus. Attalia.
6. Pisidia und Isauria. — Städte: Ter-
messus. Seleucia. Isaura.
7. Cilicia. — Städte: Issus (Bajas). Soloe
(Soli), später Pompeiopolis. Tarsus (Tersus). Se-
leucia (Selefkieh). Selinus (Selenti), später Traja-
nopolis. Coracesium.
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
13
8. Bithynia. — Städte: Heraclea Pontica (Ere-
kli). Prusa (Bursa). Nicaea (Isnik). Cius, später
Prusias (Dschemblik). Nicomedia (Tsmid). Chal-
cedon.
9. Paphlagonia. — Städte: Amastris, das
alte Sesamus (Amassro). Sinope (Sinup). Gangra
(Kjankri). Pompeiopolis.
10. P ontus. — Städte: Phasis, hernach Se-
bastopolis (Putili). Trapezus (Trebisont). Cerasus
(Keresun). Amisus (Samsun). Amasea (Amasia).
Cabira, später Sebaste, dann Neocäsarea (Niksara).
11. Phrygia. —Städte: Celaenae (Ischekleh).
Colossae (Konus). Laodicea. Ipsus (Ipsilihassar).
Cotyaeum (Kutajeh). Ancyra (Engkür). Synnada
(Said).
12. Galatia oder Gallograecia. — Städte:
Pessinus. Gordium, später Juliopolis,
13. Lycaonia. — Stadt Iconium (Konieh).
14. Cappadocia.— Städte: Mazaca, zu Ehren
des Augustus Caesarea (Kaisariéh) genannt. Se-
bastia. Tyana. Melitene (Malatiah).
15. Die Inseln Tenedos, Lesbos (Metelino).
Arginusae. Chios (Skio). Samos. — Die Sporaden :
Patmos (Palmosa), Calymene, Carpathus etc. —
Rhodus. — Cypern.
Blatt Ix.
Jw 26.
Die aus der Völkerwanderung ent-
standenen Reiche zu Anfang des
sechsten Jahrhunderts.
Die Westgothen hatten vom Kaiser Valens
die erbetenen Wohnsitze in Dacien und Moesien
erhalten und wurden nach dem Siege bei Adria-
nopel 378 als römische Bundesgenossen betrachtet.
Ihr König Alarich erhielt von dem byzantinischen
Hofe die Präfectur über das östliche Illyrien und
später von dem weströmischen Kaiser auch die
Präfectur über das westl. Illyrien und einen Jahr-
gehalt. Als letzterer ihm vorenthalten wurde, zog
er nach Italien, plünderte Rom, starb aber schon
411 im Begriff nach Sicilien überzusetzen. Sein
Schwager und Nachfolger Athaulf wandte sich
hierauf nach dem südlichen Gallien; nachdem er
ermordet war, erhielt Wallia 419 für die Besie-
gung der in Spanien eingedrungenen germanischen
Völker Aquitania secunda, wo er das westgothische
Reich mit der Hptst. Tolosa gründete. Seine
Nachfolger erweiterten es bis zur Loire, vernich-
teten auch die röm. Herrschaft in Spanien und
unterwarfen sich hier die Reste der vor ihnen ein-
gedrungenen germanischen Völker; 585 machten
sie dem Suevenreich in Gallaecien ein Ende.
Die iberischen Vasconen in den nördlichen Ge-
birgen wussten jedoch ihre Unabhängigkeit zu be-
haupten.
Die Vandalen, welche im südl.spanien (Van-
dalusia oder Andalusia) Wohnsitze genommen hat-
ten, waren nebst den Alanen (aus dem südl. Lu-
sitanien) schon 429 unter Geiserich nach Afrika
1 gezogen und hatten hier ein mächtiges Reich mit
der Hptst. Carthago gegründet. Dies fand seinen
Untergang durch Beiisar 533 — 34, welcher es zu
einer oströmischen Provinz machte.
Im nördl. Gallien finden wir die Reiche der
Franken. Chlodowig, König eines Theils der
salischen Franken, hat den Rest der röm. Herr-
schaft in Gallien durch den Sieg bei Soissons ver-
nichtet und durch den Sieg bei Zülpich 496 das
Land der Alemannen bis zur Donau unterworfen.
Vgl. Jw 27.
In Britannien haben sich die Angeln, Sach-
sen und Jüten niedergelassen und mehrere Reiche
gegründet. Die Briten wurden theils nach Westen
zurückgedrängt, theils zur Auswanderung nach Ar-
morica (Britannia miiior) gezwungen. Vgl. Jw54.
Die Burgunder, welche 407 den Rhein über-
schritten, haben sich seit 458 auf beiden Seiten
der Saone und Rhone ausgebreitet.
In Italien hatte Odoacer, Fürst der Heruler
und Rugier, den letzten röm. Kaiser Romulus
Augustulus 476 entthront und sich selbst zum Herr-
scher aufgeworfen. Aber schon 490 wurde er durch
Theodorich, König der Ostgothen gestürzt, der
sein Reich bis zur Donau ausdehnte.
Die Gepiden finden wir in Dacien, die Lon-
gobarden in Mähren und Oberungarn; ein Theil
der Alemannen ist nach ihrer Niederlage bei Zül-
pich von Theodorich in Rhätien aufgenommen;
die Thüringer wohnen um die Saale, die Sach-
sen vom Rhein bis zum rechten Ufer der Elbe
und zwar in drei Hauptstämmen (Ostphalen, En-
gem, Westphalen).
Die Slaven haben sich bereits bis zur Oder
und Elbe ausgebreitet; nördlich von ihnen wohnen
die finnischen oder tschudischen Völker.
Blatt X.
Jw 27.
Das Frankenreich nach dem Tode
Chlodowigs 511 n. Chr.
Gründer des Frankenreichs ist Chlodowig (481
bis 511), König über einen Theil der salischen
Franken. Er vernichtete den Rest der römischen
Herrchaft in Gallien, der sich unter Syagrius zwi-
schen Loire und Seine noch erhalten hatte, durch
die Schlacht bei Soissons 486, unterwarf die Ale-
mannen, von denen sich ein Theil nach Rhaetien
unter den Schutz der Ostgothen begab, machte
Burgund zinsbar, eroberte nach der Schlacht bei
Vougle 507 alle westgothischen Besitzungen in
Gallien mit Ausnahme Septimaniens und vereinigte,
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
10
A'orlrum.
Flüsse: Danubius, in welchen Oenus (Inn),
Dravus (Drau), Savus (Sau) fliessen. — Völker:
Boji, Taurisci. — Städte: Lentia (Linz). Lauria-
cum (Lorch). Juvavia (Salzburg). Muraepontum
(Bruck). Virunum (Klagenfurt). Celeja (Cilly).
Aemona (Laybach).
Pannonia.
Gebirge: Albius mons (Krainer Alpen), Adrius
mons (Dinarische Alpen), mons Cetius (Kahlen-
berg). — Flüsse: Danubius, in welchen Arabo
(Raab), Dravus (Drau) mit dem Murius (Mur),
Savus(Sau) fliessen. — Städte: Vindobona(Wien)
Carnuntum (Deutsch Altenburg). Arrabona(Raab).
Scarabantia (Oedenburg). Bregetio (bei Komorn).
Mursa (Esseck). Taurunum (Semliu). Sirmium.
Germania magna.
Gebirge: Hercynia silva ist bei Cäsar der
Schwarzwald und das ganze südliche Hochland
bis Dacien, bei Tacitus der grosse Gebirgszug von
den Sudeten bis zum Rhein. Bacenis silva (Harz)
mit dem Bructerus (Brocken). Saltus Teutoburgi-
ensis (Lippischer Wald). Buchona silva (Rhön).
Taunus (Höhe). Silva Marciana (Schwarzwald).
Alba mons (Rauhe Alp). — Flüsse: Rhenus, in
welchen Nicer (Neckar), Moenus (Main), Luppia
(Lippe) münden. Drusus verband den Rhein durch
die fossa Drusiana mit der Issala (Yssel), die in
den Flevo lacus (Zuydersee) fliesst. Amisia (Ems).
Visurgis (We<er). Albis (Elbe). Viadrus (Oder).
Vistula (Weichsel).
Völkerschaften: A. Eigentliche Germanen.
1. Istävones: Usipier, Tenchterer, Bructerer,
Chattuarier, Sigambrer (bei Tacitus Gambrivier),
Marsen, Chamaver, Tubanten.
2. Ingävones: Bataver, Frisen, Amsivarier,
Angrivarier (späterhin Engern genannt), Chauken,
Saxones (unter diesem Namen erst im zweiten
Jahrhundert genannt),
3. Hermiones: Cherusker, Chatten.
B. Snevische Germanen.
Hermunduren (wovon Duringen, Thüringen ab-
geleitet ist), Narisker, Markomannen, Quaden,
Semnonen, Longobarden, Angeln, Variner, Reu-
digner, Avionen, Eudosen, Nuithonen, Suardonen.
— Die Lygischen Völker: Helveconen, Manimer,
Elysier, Naharvalen. — Burier, Bastarner, Bur-
gunder, Rugier, Gothen.
Das von den Markomannen verlassene Gebiet
zwischen Donau, Rhein und Lahn besetzte Trajan
mit römischen und gallischen Colonisten und nannte
es von dem Zins, den diese den Römern zu ent-
richten hatten, agri decumates. Er so wie sein
Nachfolger Hadrian (f 138) führten den schon von
Drusus in der Gegend von Neuwied begonnenen
Grenzwall (limes Romanus) bis in die Gegend
von Regensburg fort.
Jw 18.
Gallia ante Caesarem.
Blatt Vii.
Jw 19.
Hispania.
Hispania, Hesperia, Iberia ist ein zusammen-
hängendes Hochland, das von den übrigen Ge-
birgssystemen Europa’s getrennt ist, und in das
nur wenige unbedeutende Tiefebenen eindringen.
Im N. der saltus Pyrenaeus und der saltus Vasco-
num oder montes Cantabri. — Flüsse: Minius
(Minho). Durius (Duero). Tagus (Tajo). Anas (Gua-
diana). Baetis (Guadalquivir). Iberus (Ebro).
Hispania wurde vor Augustus in H. citerior
und H. ulterior, unter Augustus in Tarraconensis,
Baetica und Lusitania getheilt.
I. Tarraconensis. — Völker: Gallaeci, Ar-
tabri, Astures, Cantabri, Vascones, Vaccaei, Celt-
iberi, Edetani, Laletani, Ilergetes, Cossetani, Car-
petani, Oretani, Bastuli etc. — Städte: Bracara
Augustq (Braga). Portus Cale (Oporto). Lucus Au-
gusti (Lugo). Caronium (Corunna). Asturica (As-
torga). Legio (Leon). Victoria Juliobrigensium
(Vittoria). Portus Juliobrigensium (Santander). Fla-
viobriga (Bilbao). Pompelon oder Pompejopolis
(Pamplona). Osca (Huesca). Salmantica (Sala-
manca). Pallantia (Palencia). Numantia, zerstört
132 v. Chr. Caesar Augusta (Saragossa). Valen-
tia (Valencia). Saguntum (bei Murviedro), zerstört
218 v. Chr. Barcino (Barcelona). Ilerda *(Lerida).
Tarraco (Tarragona). Dertosa (Tortosa). Toletum
(Toledo). Segovia. Complutum (Alcala dehenarez).
Carthago nova (Cartagena).
Ii. Baetica. — Völker: Turdetani, Turduli,
Bastuli. — Städte: Corduba (Cordova). Sisapon
(Almadén). Hispalis (Sevilla). Munda (Monda).
Carteja (das ältere Tartessus). Gades (Cadix). Ma-
laca (Malaga).
Iii. Lusitania. — Völker: Lusitani, Vet-
tones, Turdetani (Celtici). — Städte: Emerita Au-
gusta (Merida). Ebora (Evora). Pax Augusti
(Badajoz). Caesarobriga (Ciuda 1 Rodrigo). Oli-
sippo oder Felicitas Julia (Lissabon).
Iv. Die Inseln. 1) Baleares;' auf Major
(Mallorca) die Stadt Palma; auf Minor (Menorca)
die Stadt Mago (Mahon). — 2) Pityusae.
Jy? 20.
Rom und Carthago während der
punischen Kriege.
Nachdem die Römer Mittel- und Unter-Italien
erobert hatten, richteten sie ihre Blicke aufsicilien.
Die Einmischung in die inneren Angelegenheiten
der Insel brachte sie in feindliche Berührung mit
den Carthagern, die daselbst bedeutenden Besitz
hatten, und führte den ersten punischen Krieg (264
bis 241) herbei, welcher damit endete, dass die
Carthager auf Sicilien und die benachbarten Inseln
1861 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Rhode, C. E.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsatlanten
- Schulbuchtyp (WdK): Atlas
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
14
nachdem er seine Vettern aus dem Wege geräumt,
alle Frankenstämme unter seinem Zepter. Nach
seinem Tode 511 wurde das Reich unter seine vier
Söhne getheilt. Theodorich I. erhielt Austrasien
mit der Hptst. Metz, die drei jüngeren Neustrien
und zwar Chlodomir Orleans, Childebert I. Paris,
Chlotar Soissons.
Jvi 28.
Das Frankenreich zur Zeit Pipins
von Heristal (687 — 714).
Theodorich I. unterwarf mit Hülfe der Sachsen
die Thüringer und nahm Südthüringen in Besitz,
indess Nordthüringen sächsisch wurde. Seit 522
bekriegten die Könige von Neustrien Burgund und
eroberten es 534; 536 trat der Ostgothenkönig
Vitiges, um Beistand gegen die Oströmer zu er-
halten, die Provence an Neustrien, Rhaetien und
Noricum an Austrasien ab. Vielfache Erbtheilun-
gen und grausame Kriege zerrütteten indess das
Frankenreich; das Ansehen der Könige schwand,
und alle Regierungsgewalt kam nach und nach in
die Hände der Hausmeier. Unter ihnen rasten
Pipin von Landen und dessen Enkel Pipin von
Heristal hervor. Der letztere war Hausmeier über
Neustrien und Burgund, nannte sich dux et prin-
ceps omnium Francorum und unterwarf 697 die
Frisen der fränkischen Herrschaft. Der Umfans,
den diese nunmehr erlangt hatte, zeigt die vor-
liegende Karte. Als erbliche Herzogthümer be-
standen Alemannien, Bayern, Thüringen, Aquitanien.
Die Avaren, ein tatarisches Volk, hatten sich
seit 562 in Dacien festgesetzt, die Bulgaren, Cze-
chen, Moraven und Sorben unterjocht, im Verein
mit den Longobarden das Reich der Gepiden 567
zertrümmert, 568 Wohnsitze in Pannonien erhalten
und Dalmatien erobert. Ihr Reich erstreckte sich
von der Saale bis über die Donau hinaus. Indess
machten sich 623 die Czechen, 630 die Sorben,
634 die Bulgaren frei; 640 entrissen ihnen fünf
grosse Stämme der Croaten Dalmatien. Die ava-
rische Macht gerieth nun in schnellen Verfall.
Jw 29.
Italien um das Jahr 700.
Das ostgotliische Reich fand durch Beiisar und
Narses 554 seinen Untergang; Italien kam nun
unter die Herrschaft der byzantinischen Kai-
ser, 568 verliessen die Longobarden ihre Wohn-
sitze in Pannonien, zogen nach Italien und erober-
ten es. Den Oströmern verblieben nur der Insel-
staat Venetia, das Exarchat, die Pentapolis, das
Herzogth. Rom, Neapel mit der campanischen
Ebene, die Südspitze Italiens und die Inseln.
Jw 30.
Das Reich Karls des Gr. und dessen
Theilung im Vertrage zu Verdun
843.
Karl Märtel erhob sich ebenfalls, wie sein Vater
Pipin von Heristal zum alleinigen Hausmeier und
behauptete sich als solcher bis 741. Er setzte dem
weiteren Vordringen der Araber durch die Schl,
bei Tours 732 ein Ziel und machte ganz Frisland
zu einer fränkischen Provinz. Sein Sohn, Pipin
der Kleine, liess sich 752 nach Entsetzung des
schwachen Childerich Iii. zum König krönen und
hob die karolingische Familie auf den Thron, ent-
riss den Arabern 752 — 55 Septimanien und zwang
die Sachsen zum Tribut.
Nach seinem Tode erhielt Karl Austrasien,
Karlmann Neustrien und Burgund; Aquitanien
ward zwischen beiden getheilt. Nach dem Tode
Karlmanns 771 fiel die ganze fränkische Monarchie
an Karl den Grossen. Dieser suchte alle germa-
nischen Völker zu einem politischen Ganzen zu
vereinigen und durch das Christenthum zu civili-
siren. Im J. 774 erschien er, vom Papste Hadrian
zu Hülfe gerufen, in Italien und zerstörte das
Longobardenreich. In Unteritalien erhielt sich je-
doch das Fürstenth. Benevent, welches bald in die
Fürstenthümer Benevent und Salerno zerfiel, gröss-
tentheils unabhängig. Im J. 778 zog Karl d. Gr.
auf Einladung verschiedener Statthalter über die
Pyrenäen, drang bis Saragossa vor und legte hier
die spanische Mark an; 788 hob er die im Ge-
schlechte der Agilolfinger erbliche Herzogswürde
in Bayern auf und verwandelte dies in eine Pro-
vinz, kämpfte hierauf siegreich mit «den Avaren
791 — 96, gegen welche er die bayersche Mark an-
legte, zwang die drei Stämme der Sachsen (West-
phalen, Ostphalen, Engern), so wie die nord-
albingischen Sachsen zur Unterwerfung und machte
die Eider zur Nordgrenze. Ferner machte er die
slavischen Völker bis zur Oder und in Liburnien
und Dalmatien ziuspflichtig und brachte das Reich
zu einer ungeheuren äussern Ausdehnung, ordnete
es aber auch zugleich im Innern mit hoher Weisheit.
Im Vertrage zu Verdun 843 zerfiel es in die
drei Theile, welche auf der Karte angegeben sind:
Karl der Kahle bekam Westfranken, Lothar I.
als Kaiser Mittelfranken und Italien, Ludwig der
Deutsche Ostfranken, wozu auch auf dem linken
Rheinufer die Bezirke von Mainz, Speier und
Worms gehörten.
Die Slaven hatten sich allmälig der fränki-
schen Herrschaft zu entziehen gewusst.
Nach den Siegen Karls d. Gr. über die Avaren
waren auch die Mähren frei geworden. Die Bul-
garen unter Crumus, der hernach auch Khan des
mösischen Bulgariens wurde, hatten c. 807 der
avarischen Herrschaft ein Ende gemacht.
Ueber das südl. Russland hatten sich seit 680
die Chazaren ausgebreitet.
--—^Vw/Vvavvvt
I
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 116 —
A. Der Rhein (vgl. 1. Theil S. 100) entspringt auf den Gletschern
von Graubündten, aus drei Quellen: Vorder-, Mittel- und Hinterrhein. Der
Vorderrhein im W. kommt von Vaduz und Krispalt, der Mittelrhein vom
Lukmanier, der Hinterrhein vom Rheinwaldgletscher, vom Vogelberg, an der
Ostseite des Gotthardtgebirges. Der Hinterrhein ist der bedeutendste unter den
dreien; er durchbricht in einer engen, wilden Schlucht, der via mala, das
Gebirgsland von Graubündten und vereinigt sich bei Reichenau mit dem
Vorderrhein, .der schon nach kurzem Lauf den Mittelrhein ausgenommen hat.
Nachdem er den Canton Graubündten verlassen hat, bildet er die Grenze
zwischen St. Gallen und Deutschland, dann fließt er in den Bodensee, der
sich bei Constanz bis zum bloßen Strombette des Rheines verengert, hernach
aber wieder zu einem kleinen See, dem Untersee, öffnet; diesen durchfließt der
Rhein, verläßt ihn bei Stein im Canton Schaffhausen, geht bei derstadt
Schaffhausen vorbei, durchbricht zwischen Schaffhausen und Basel den Jura
und wird links von Jurahöhen, rechts von den Abhängen des Schwarzwaldes
begleitet, bildet bei Laufen den berühmten Fall (f. S. 134) und verläßt bei
Basel die Schweiz. Von der Quelle bis zum Bodensee hat er nördlichen,
nordöstlichen, vom Bodensee bis Basel westlichen Lauf. Seine Entwicklung
beträgt vom Ursprung bis zur Mündung 156 Meilen, der directe Abstand 90
Meilen, sein Gebiet 5000 Ihm.
Von Zuflüssen des Schweizerrheins sind zu merken:
1. Die Aar mit Saane und Zihl (l.) und Reuß und Limmat
(r.) Vgl. S. 119. 122. 132.
2. Die Thür f. S. 123.
B. Die Rhone. Vgl. S. 23.
C. Tessin (Ticino), vgl. S. 128. Beide entspringen auf dem St.
Gotthardt, jene mit westlichem Lauf gehört wesentlich Frankreich, dieser mit
südlichem Laus Italien und dem Gebiet des Po an.
D. Der Inn gehört zum Gebiet der Donau, in die er, aus der Südwest-
feite der Graubündtner Alpen entsprungen, durch das Engadin gegangen, bei
Passau mündet. Vgl. 1. Theil S. 180.
Im Gebiet des Rheines liegen die Cantone Graubündten, St. Gallen,
Appenzell, Basel, Thurgau, Zürich, Schaffhausen, Aargau; im Gebiet der Aar:
Bern, Solothurn, Aargau, Luzern, Uri, (Schwyz, Unterwalden); im Gebiet
■des Tessino: Tessin; im Gebiet der Rhone: Wallis, Genf; im Gebiet des Inn:
Graubündten. — Seen: s. S. 119 u. f.
4. Das Klima zeigt die schroffsten Gegensätze, auf den größten Höhen
sibirische Kälte, in den eingeschlossenen Thälern tropische Hitze; dort fast keine
Vegetation, hier die Früchte Italiens. Die Witterung, schnell wechselnd, ist doch
im Ganzen sehr gesund. Vgl. 1. Theil S. 167 u. f.
5. Geschichte. Helvetien wurde zur Römerzeit von einem Stamme der
celtifchen Gallier, einem Hirtenvolke, bewohnt und war in 4 Hauptgaue ge-
theilt. Ihrem Vordringen in Gallien trat Julius Cäsar siegreich entgegen,
die Mehrzahl fiel, die Ueberbleibenden mußten in ihre Grenzen zurückkehren.
Dann kamen sie unter die Herrschaft der Römer, die in dem Lande, das ein
Theil von Gallien wurde, Städte bauten, Brücken schlugen, Pässe anlegten,
Ackerbau, Gewerbe und Handel hoben. Zur Zeit der Völkerwanderung kamen
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 4 —
Schätze nicht mehr tragen konnten, machten alle Geräthe, auch die Anker, von
Silber und ließen die alten liegen; sie legten Bergwerke an, gründeten Städte
und Colonien (Malaga, Tartessus, Gades u. a.). Dann kamen die Carthager,
die das ganze Land erst mit ihren Colonien (Neu-Carthago) besetzten, dann
eroberten (Sagunt, Hannibal). Die Römer machten ihnen den Besitz streitig
und vertrieben sie, doch wurden sie erst nach 200jährigem, furchtbarem Kampfe
und durch Verrath, des Landes Herr; (Viriathus, Numantia, Scipio 133 v.
Chr.) nur der nördliche Theil, Celtiberia(Celten,Jberier) erhielt sich frei. Die
Kaiser Trajan, Hadrian, Theodosius, Honorius und Arcadius waren geborene
Spanier. 400 Jahre herrschten aus der Halbinsel römische Sprache, Sitte,
Gesetze. Die Völkerwanderung führte dem Lande wilde Gäste zu von Norden
und Osten, Vandalen, Alanen, Sueven. Die Westgothen gründeten
416 jenseit und diesseit der Pyrenäen ein selbständiges Reich mit der Haupt-
stadt Toulouse: ein Reich, das sich bald zu hoher Bildung und Blüthe empor-
schwang und erst 711 (£eres de la Frontera, Musa, Tarik) dem Halbmond
erlag. Karl d. Gr. entriß den Arabern das Land bis zum Ebro und gründete
vorübergehend 778 die spanische Mark mit der Hauptstadt Barcelona.
Unter den Arabern (und Mauren) blühten Landbau, Gewerbe, Handel,
Wissenschaften und Künste am höchsten auf und noch heute zeugen Straßen,
Brücken, Paläste, Besten, Moscheen von einer großen Zeit und längst ver-
schwundner Pracht. Indessen hatte der Rest der Westgothen in den Gebirgen,
den nördlichen besonders, eine Zuflucht gefunden, von wo sie sich bald wieder
weiter und weiter ausbreiteten und die Mauren immer mehr drängten und
schwächten. Am Ende, nachdem die verschiedenen gothischen Reiche unter
Jsabella von Aragonien und Ferdinand von Kastilien zu Einem vereinigt wor-
den, war es ein Leichtes, den letzten Rest der Mauren, die sich durch Theilung
und Unfrieden und Ueppigkeit geschwächt, aus Granada zu vertreiben (1493).
So ist die Halbinsel zweimal durch afrikanische Völker, die vom Atlas kamen,
Carthager und Mauren, und zweimal durch europäische Völker, Römer und
Germanen, erobert und bewohnt. — Portugal, das seit 1109 ein selbstän-
diger Staat, schien durch seine nach Westen zum Meere vorgestreckte Lage zu
Entdeckungen bestimmt. Und diese Mission hat es am Ausgang der mittleren
Zeit erfüllt: der Infant Heinrich, der Seefahrer, entdeckte 1420 Madeira
und die canarischen Inseln, unter Johann Ii. fand 1486 Bartolomeo Diaz
die Südspitze von Afrika, das Vorgebirge der guten Hoffnung, Vasco de
Gama unter Emanuel d. Gr. 1498 den Seeweg nach Indien, um dieselbe
Zeit entdeckte Cabral Brasilien. So wurde Portugal aus eine Zeit eine
Großmacht und der erste Handelsstaat der Welt. Emanuel d. Gr. (t 1521)
prägte Goldstücke, 500 Ducaten schwer. Und wie die Portugiesen nach Osten,
verfolgten die Spanier den Weg der Entdeckungen nach Westen: Colon (Co-
lumbus) entdeckt Amerika 1492, Cortez 1519 Mexiko und Californien,
Magelhaen umschifft zum ersten Mal die Welt, entdeckt die Ladronen und
Philippinen, Pizarro Peru. Aber die Ströme von Gold und Silber, welche
der Westen ihr zuführte, zogeu den Sinn der Nation von Ackerbau und In-
dustrie ab, und die Könige wandten ihre Reichthümer zum Verderben des
Volkes dazu an, ihre Macht zu steigern, den Adel zu unterdrücken, das Volk
unter das Joch priesterlicher Tyrannei zu zwingen. Auf die höchste Stufe von
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 150 —
getrennt, so recht in der Mitte der Küste liegt, nach der ihr größter Strom
mündet, und an der alle ihre historischen Gegenden liegen, zur Herrschaft über
die Unländer des mittelländischen Meeres bestimmt: die natürliche Hauptstadt
Italiens. Und zweimal hat Italien, und beidemal von Rom aus, die Welt
beherrscht. Rom, dessen Urgeschichte in Dunkel gehüllt, ist nach der Sage von
Romulus und Remus 753 v. Chr. gegründet, hatte 7 Könige, deren letzter,
Tarquinius Superbus, 510 vertrieben wird; wird dann eine Republik, zwei
Consuln und einen Senat an der Spitze, erobert bis 270 v.chr. ganz Italien,
in den punischen Kriegen (264—146) Carthago, ©teilten, Sardinien, danach
Spanien, Griechenland, Maeedonien, Kleinasien, Syrien, Gallien, das süd-
liehe England (bis zum Clyde) und gebietet unter Augustus, dem ersten
Kaiser, über ein Reich, das sich vom atlantischen Meere bis zum Euphrat, von
Rhein und Donau und dem schwarzen Meere bis an die Wüsten von Arabien
und Afrika erstreckt. Orbis terrarum. Constantin d. Gr. macht 323 das
Christenthum zur herrschenden Religion. Theodosius theilt 395 das Reich
in das oft- und weströmische. Im Laus des 4. und 5. Jahrhunderts zerfällt
das Reich, dem Ansturm der Völker der Völkerwanderung, vornehmlich der
deutschen Stämme, erliegt ein Stück nach dem andern. Durch Odoacer,
den Heerführer der deutschen Stämme der Heruler und Rugier, geht 476 das
weströmische Reich zu Grunde. 492 kommt Italien in die Hände Theodo-
richs und seiner Ostgothen, 554 wird es eine Provinz des von Justinian be-
herrschten griechischen Reiches, 568 unterwirft es Alboin mit seinen Lon-
go bar den. Im Jahre 800 weihte der Papst Leo Iii. den König der Franken
Karl d. Gr. in Rom zum römischen Kaiser, es gehorchte ihm der größte Theil
Italiens; und seit der römischen Krönung Otto's d. Gr. 962 ging die Ober-
Herrschaft über Italien auf die Könige von Deutschland über. Aber diese
Doppelstellung wurde ihnen zum Verderben, sie verzehrten in dem Kampfe ihre
und ihrer Völker beste Kraft, Jahrhunderte lang standen Ghibellinen und
Guelsen, Kaiserliche und Päpstliche einander feindselig gegenüber, und am
Ende errang mit dem Untergang der Hohenstaufen die dreifache geistliche
Krone den Sieg. Die Lage, Größe und historische Bedeutung Roms, die
Größe und Wichtigkeit seiner Christengemeinden, die kirchlichetradition hatten
das Ansehen der römischen Bischöfe begründet, die Regierung ausgezeichneter
Männer, wie Leo's I., Gregor's d. Gr. u. a., an denen in stürmischen
Schreckenszeiten, von dem ohnmächtigen, fernen Kaiser in Constantinopel und
dessen Exarchen in Ravenna verlassen, Rom und Italien Hort und Halt zu
suchen und zu finden sich mehr und mehr gewöhnt; die Schwäche unfähiger
Könige, die Schenkung weltlichen Besitzthums (des Küstengebiets vom Po bis
Aneona, mit Ferrara, Ravenna, Bologna) von Pipin an Leo Iii. (754) sie
befestigt und die Oberhoheit des Papstthums zur bald unbestrittenen Thatsache
erhoben, und Männer von eisernem Willen und weltumfassendem Blick wie
Gregor Vii., Jnnoeenz Iii., Iv., Gregor Ix. u. a. ihre Macht zur Herrschaft
über die Welt, ihre Völker und ihre Fürsten erweitert und in stetem Kampfe
siegreich behauptet. Kaiser Friedrich I. hielt dem Papste den Steigbügel,
Heinrich Iv. beugte sich vor Gregor Vii. in den Staub, Johann ohne Land
mußte aus der Hand Jnnoeenz Iii. England als päpstliches Lehen annehmen,
dem unversöhnlichen Haß eines Gregor Ix., Jnnoeenz Iv. erlag das Geschlecht
1872 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Kriebitzsch, Karl Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 158 —
Sardinien, mit dem Busen und Kriegshasen Cagliari im S. und Sas-
sari im Nw. Großentheils gebirgig, der Boden sehr fruchtbar, aber gegen
sonst im Anbau vernachlässigt, 2/5 Wald, auf den weiten Steppen im Süden
das wilde Mouflonschaf, in den fruchtbaren Strichen südliche, ja tropische
Producte, die Bevölkerung sehr dünn (1390 auf die Ihm.), das Volk arm,
in Sitten und Trachten noch ganz mittelalterlich, ohne Bildung und Gewerbs-
thätigkeit und beinahe ohne Binnenhandel, auch der Handel nach Außen un-
bedeutend, trotz der buchten- und fischreichen Küsten (lohäfen) und des Metall-
reichthums im Innern. Fische (Thunfische, Sardellen), Wein, Korallen. (Sa-
voyen und Nizza s. § 2, 7, I.)
D. Die Bewohner des lombardischen Tieflandes (vgl. S. 149) zeichnen
sich vor allen andern Italienern durch große Regsamkeit in Ackerbau und Ge-
werbebetrieb aus. Von Norden und Westen durch einen Gürtel hoher Gebirge
gegen das Ausland abgegrenzt, ist das Land doch, weil zahlreiche von Norden
her lind ansteigende und leicht zu passirende Straßen hineinführen, das Ver-
bindungsglied nicht blos zwischen Italien und Europa, sondern ist auch den
nördlichen Völkern von jeher preisgegeben und der Schauplatz unzähliger
Kriege und Schlachten gewesen: Burgunder, Franken, Baiern, Deutsche in
früherer, Franzosen, Schweizer, Oesterreicher in späterer Zeit haben über das
Schicksal dieser nördlichen Hälfte Italiens entschieden. Gegenwärtig ist sie ein
Theil des Königreichs Italien. Vgl. S. 150. 151.
Mailand (Milano) ist eine uralte, große und schöne, ziemlich kreisrund
gebaute Stadt, hat 2 Meilen im Umfang und ist durch Canäle mit Adda und
Ticino verbunden: die erste Handelsstadt von Oberitalien. Germanische Völker
gaben der Stadt wegen ihres lieblichen Klimas den Namen „Mailand". An
den schönen großen Häusern und der Menge prachtvoller Paläste und der Leb-
hastigkeit des Verkehrs und Gewerbtreibens und der geringen Zahl der Bettler
erkennt man bald: hier hat der Reichthum der lombardischen Ebene seinenmittel-
punkt. Mitten innegelegen zwischen Alpen und Po, durch die hier mündenden
Alpenstraßen Simplon, St. Gotthardt, Splügen, Wormser Joch die Verbindung
zwischen Deutschland und Italien, Nord und Süd vermittelnd, ist es so recht die
Stadt der Mitte. Mailand hat seineeignegroßegeschichte: es ist in der römischen
Kaiserzeit eine der glänzendsten Städte des Reiches und oft die Residenz der
Kaiser gewesen, das zweite Rom, das neue Athen, es haben sich Römer, Gothen,
Hunnen (Attila),Langobarden (Alboin), Franken (Karld.gr.) und freie Bürger
um feinen Besitz gestritten, als die Hauptstadt des lombardischen Städtebundes
hat es seine und seiner Bundesgenossen Freiheit gegen den großen Hohen-
stausen-Kaiser Friedrich Barbarossa mit unüberwindlichem Muth vertheidigt,
hat, auss Tiefste gedemüthigt, immer wieder kühn und trotzig sein Haupt er-
hoben, ist, vernichtet und dem Boden gleich gemacht, schöner und prächtiger
erstanden als zuvor, und hat noch unter dem (seit 1395 herrschenden) Geschlecht
der Visconti eine ehrenvolle Selbständigkeit behauptet; dann, nach dem Aus-
sterben der Sforza, 1529 zog es Kaiser Karl V. als erledigtes Reichslehen
ein und belehnte seinen Sohn Philipp Ii. damit, nach dem spanischen Erb-
folgekriege 1714 kam es an Oesterreich, wurde durch Napoleon französisch,
kehrte endlich 1814 zu Oesterreich zurück, bei dem es dann bis 1866 geblieben.